Früher galt der Nachthimmel als unveränderlich. Das ist auch verständlich: Zwar bewegen sich die einzelnen Sterne des Himmels mit zum Teil hohen Geschwindigkeiten in unterschiedliche Richtungen weiter, durch die gewaltigen Abstände der Sterne zu uns ist der Effekt innerhalb eines Menschenlebens aber vernachlässigbar. Daher rührt auch der historische Begriff Fixsterne.
Natürlich erregte jede Abweichung von diesem „fixen“ Stern-himmel Aufmerksamkeit. Allen voran der Mond und die Wandelsterne (heute zur besseren Unterscheidung „Planeten“). Aber auch hier konnten gewisse Regelmäßigkeiten erkannt werden, wodurch der Sternhimmel wieder vorhersagbar wurde.
Es gab aber noch zwei weitere Himmelsereignisse, die nicht „ins Konzept“ passten:
Das waren einerseits Kometen. Ihre – wie wir heute wissen – hochelliptischen bis hyperbolischen Bahnen passten nicht zur Weltvorstellung. Es gab damals sogar Überlegungen, ob es sich dabei nicht nur um eine rein atmosphärische Erscheinung handele.
Andererseits halten aber auch die Sterne selbst so manche Überraschung bereit. Durch unterschiedliche Effekte können manche Sterne in ihrer Größe pulsieren und damit auch ihre Helligkeit variieren. Bei manchen dieser Veränderlichen Sterne kann der Helligkeitsunterschied so groß sein, dass sie in ihrem Maximum problemlos mit bloßem Auge erkannt werden können, in ihrem Minimum hingegen nicht sichtbar sind. Der von David Fabricius 1596 entdeckte erste Stern dieser Klasse erhielt daher auch den Namen Mira (= die Wundersame). So wundersam die Helligkeit dieses Sterns auch war, immerhin erschien er immer wieder an der gleichen Stelle.
Noch verblüffender war so ein Ereignis, wenn ein zuvor unbekannter Stern nur einmal aufleuchtete, um dann zu verschwinden. Es erschien am Himmel also eine wie Tycho Brahe schrieb „stelle nova“ (neuer Stern). Auf diese Beschreibung geht der heutige Begriff Nova (Mehrzahl: Novae) zurück.
Heutzutage kennen wir eine Vielzahl von unterschiedlichen Novae-Typen. Die klassische Nova entspringt aber immer einem engen Doppelsternsystem, bestehend aus einem Weißen Zwerg und einem zweiten Stern, der so groß wird, dass Materie von ihm auf den Weißen Zwerg überströmt. Mit der Zeit hat sich so viel Wasser-stoffgas auf der Ober-fläche des Weißen Zwergs angesammelt, dass bei diesem schlag-artig die Kernfusion einsetzt. Für kurze Zeit steigt darauf die Helligkeit massiv an.
Dieser Prozess kann auch mehrfach stattfinden. Es gibt aber nur ganz wenige solcher Objekte, bei denen sich die Astronomen getrauen eine Vorhersage zu treffen. Der Stern T CrB kann normalerweise nur mit Hilfe eines Teleskops gesehen werden. Aber grob alle 81 Jahre kommt es zu dem oben beschriebenen Helligkeitsausbruch. In den nächsten Monaten dürfte es wieder soweit sein. Dann ist im Sternbild Nördliche Krone für kurze Zeit ein weiterer Stern zu sehen. Er ist dann sogar der hellste Stern in diesem Sternbild.
Um den Stern T CrB zu finden, muss man zunächst einmal wissen, wo sich das Sternbild Nördliche Krone (lat. corona borealis, abgekürzt CrB) befindet. Dabei hilft es, zunächst beim Großen Wagen zu starten und der Verlängerung der Deichsel zu folgen, bis man den hellen Stern Arktur findet. Er ist die „Spitze“ des Sternbilds Bootes. Neben dem Bootes findet man nun ein hübsches, aber recht unscheinbares „U“. Knapp daneben sollte bald T CrB auch für kurze Zeit mit bloßem Auge zu sehen sein.